Ein eigenes Pferd, das ist der Traum der meisten Mädchen, wenn man sie nach ihren Wünschen fragt. Meist beginnt es mit den ersten Reitstunden in einem Reitstall, worauf dann oft ein eigenes Pflegepferd folgt. Später wird dann vielleicht der Traum vom eigenen Pferd wahr. Ein möglichst agiles, junges Pferd soll es sein, dass man eventuell noch selbst ausbilden möchte und mit dem man viele Turniere gewinnt. Worüber sich aber die wenigsten Gedanken machen: Was ist, wenn das Pferd einmal älter wird und womöglich sogar nicht mehr reitbar ist?
Bereits im Jahr 2015 gab in Deutschland mehr als 200.000 Pferde und Ponys in fortgeschrittenem Alter, und glaubt man Studien aus der tierärztlichen Praxis, dann sind mittlerweile 10 Prozent der Pferdepatienten 20 Jahre und älter. Dies besagt zumindest schon einmal, dass die Pferde in Deutschland immer älter werden und zusehends mehr Pferdebesitzer ihren Vierbeinern einen wohlverdienten Ruhestand ermöglichen. Trotzdem gibt es aber leider noch zu viele Menschen, die ihr vormals geliebtes Pferd als Beisteller auf eine ungewisse Reise schicken, sobald sich herausstellt, dass es unreitbar oder chronisch krank ist.
Fütterung älterer Pferde
Alt muss dabei noch nicht einmal gleichbedeutend mit Krankheit und Gebrechlichkeit sein. Für so manchen reichen schon Einschränkungen im Nutzwert, um sich von seinem Vierbeiner zu trennen. Dabei können Pferdesenioren gegenüber ihren jüngeren Artgenossen doch sogar oft mit vielen Vorteilen auftrumpfen: Kraft wird kompensiert durch Geschick, Übermut wird durch Gelassenheit ersetzt und Elastizität weicht Erfahrung. Natürlich stellen ältere Pferde andere Ansprüche an Haltung, Fütterung und Training als junge Pferde, aber wenn wir einige Dinge beachten, sollte das kein Problem sein.
Bereits bei der Fütterung müssen wir uns bewusst sein, dass sich mit dem Alter die Nährstoffbedürfnisse des Pferdes ändern: der Energiebedarf wird geringer, da der Grundumsatz sinkt, dafür steigt der Bedarf an qualitativ hochwertigen Vitalstoffen. Die Grundlage der Ernährung bei älteren Pferden sollte nach wie vor gutes Raufutter in Form von Heu bester Qualität bilden. Bei Kauschwierigkeiten bedingt durch Zahnprobleme können auch eingeweichte Gras- oder Heucobs eine Alternative sein. Der höhere Bedarf an Vitalstoffen kann wunderbar durch entsprechendes Mineralfutter und ausgewählte Kräuter gedeckt werden.
Haltung älterer Pferde
Zur Verbesserung der Lebensqualität alter Pferde gehört aber auch eine altersgerechte Haltung. Das heißt nicht, dass wir unsere Senioren jetzt aufs Abstellgleis schieben und sie nicht mehr bewegen. Ganz im Gegenteil: Ausreichend Bewegung braucht jedes Pferd und für ältere Pferde gilt dies besonders. Mit zunehmendem Alter werden schließlich nicht nur wir, sondern auch unsere Pferde steifer und unbeweglicher, wenn sie nicht in Bewegung bleiben. Daher sollten bei der Haltung genügend Bewegungsanreize vorhanden sein und auch der Kontakt zu Artgenossen darf nicht fehlen. Im Gegensatz zu reiner Boxenhaltung bieten hier Offenstall, Aktivstall oder Paddock Trail häufig die bessere Alternative.
Um den Kreislauf der Senioren in Schwung zu halten, arthrotischen Versteifungen der Gelenke vorzubeugen und so sein Wohlbefinden zu fördern, bietet sich außerdem die Bodenarbeit an. Biegen, dehnen und sanfte Versammlung – die Arbeit an der Hand kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Beweglichkeit leisten, ohne dass das Pferd durch ein Reitergewicht belastet wird. Bestehen keine gesundheitlichen Einschränkungen, spricht natürlich auch nichts dagegen, das alte Pferd weiterhin regelmäßig zu reiten. Allerdings sollten wir die Tagesform unseres Oldies dabei richtig einzuschätzen und das Arbeitspensum darauf abstimmen.
Wenn es dann an einem Tag mit dem Reiten vielleicht mal nicht klappen sollte, bieten sich immer noch ausgedehnte Spaziergänge als Alternative an. Diese sorgen ebenfalls für Abwechslung im Pferdealltag und geben uns genau so tolle Trainingsmöglichkeiten. Außerdem bieten sie uns die Gelegenheit, das Zusammensein mit unserem Pferd einfach mal zu genießen – ganz ohne Leistungsdruck. Wenn wir also gelassen und selbstverständlich mit dem Älterwerden unseres Pferdes umgehen, fällt es uns auch viel leichter, dies zu akzeptieren.
Selbst wenn ältere Pferde manchmal besondere Anforderungen an uns stellen, sollten wir dazu bereit sein, auch einmal unsere eigenen Ansprüche an das Tier herunterzuschrauben und dankbar sein für die tolle Zeit, die sie uns bis hierher geschenkt haben. Vielmehr sollten wir uns darauf freuen, sie auch auf ihrem letzten Lebensabschnitt liebevoll begleiten zu dürfen, denn trotz ihres fortgeschrittenen Alters können wir schließlich noch viel Freude mit unseren älteren Pferden haben. Wie sagte schon der kleine Prinz: "Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast..."
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